Digitaler Wandel im Finanzbereich

Im Zeitalter der Digitalisierung müssen Unternehmen möglichst schnell, umfassend und intensiv ihre Geschäftsprozesse digitalisieren, um im Wettbewerb weiterhin bestehen zu können. Eine digitale und vernetzte Welt setzt voraus, dass Unternehmen gemeinsam mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern, Behörden, Dienstleistern und Gesellschaftern an der Digitalisierung von Geschäftsprozessen arbeiten. Das ist für viele Unternehmen jedoch neu, da frühere Veränderungsprozesse häufig im Microkosmos, d.h. im Unternehmen selbst, gelöst und initiiert wurden. Das ist bei der Digitalisierung grundsätzlich anders, denn Digitalisierung bedeutet „Kollaboration“. Dies hat zur Folge, dass vermeintlich schützenswerte Kernbereiche, wie Forschung und Entwicklung, Sicherheit und insbesondere der Finanzbereich bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse stark zurückliegen.

Um mehr Informationen zum Thema Digitalisierung in der Finanzbrache zu erhalten, unterhielt sich Maximilian Niesing, Experte im Bereich Finance and Accounting und Teamleiter von Huxley NRW, vor kurzem mit Dirk Stader, CFO der Group M Germany und Fachexperte im Gebiet der Digitalisierung im Finanzbereich.

 

Herr Stader, der Finanzbereich galt lange Zeit als starr und wenig flexibel. Wo ordnen Sie den Finanzbereich im Digitalisierungsprozess derzeit ein?

Dirk Stader: „Derzeit befinden wir uns in einem sehr starken Wandel. Prozesse werden verschlankt und der Trend führt deutlich zu komplett automatisierten Prozessen. Und das ist meiner Meinung nach auch richtig so, da gerade im Finanzbereich viele repetitive, wiederkehrende Tätigkeiten durchgeführt werden müssen. In Buchhaltungsprozessen beispielsweise, übertragen die Angestellten Buchungsdaten manuell in ein ERP System oder duplizieren Datensätze per Hand, die Lieferanten bereits generiert wurden.

Von der Produktion bis hin zur Chirurgie, in der bereits ausgereifte Nano-Robotertechniken verwendet werden, wird der Mensch immer mehr durch Digitalisierung im Berufsalltag unterstützt, was im Finanzbereich ebenfalls passieren wird.“

Wie genau könnte dieser Schritt aussehen Herr Stader?

Dirk Stader: „Als Beispiel möchte ich hier die Home & Living Branche nennen. Für diesen Bereich gibt es Apps, die durch die Nutzung der Handykameras einen leeren Raum für Kunden mit Möbelstücken gestalten. Genau so wird das im Finanzbereich sein. Die „Generation Y“ wird künftig in jedem Bereich nach digitalen Lösungsansätzen suchen. Eine Schwierigkeit, die aktuell noch besteht, ist der letzte Schritt zum Kunden, der den kostenintensivsten Teil darstellt.“

Wo denken Sie, liegt aktuell das größte Problem im Bereich der Digitalisierung im Finanzbereich und wie kann dieses behoben werden?

Dirk Stader: „Grundsätzlich muss das Accounting die Basis für den kompletten Finanzbereich darstellen und stets nach dem SSOT (Single-Source-Of-Truth)-Prinzip agieren. Das bedeutet ein einheitliches Datenmodell zu definieren, in dem jedes Attribut vorhanden sein muss.

Stellt man sich „Kunde X“ beim „Unternehmen Y“ vor, der über eine eigene Personalnummer, Kostenstelle, etc. verfügen soll, um den Rechnungserstellungsprozess so einfach wie möglich zu gestalten, mangelt es hierbei leider an zwei wichtigen Faktoren:

  • Es fehlen eine ausreichende Informationstransparenz sowie eine zufriedenstellende Datenqualität.
  • Unternehmen arbeiten nicht richtig zusammen, weil man glaubt bestimmte Bereiche vor „Dritten“ schützen zu müssen.

Wie oben bereits einleitend gesagt wurde, ist eine Grundvoraussetzung für umfassende und erfolgreiche Digitalisierung, die Bereitschaft und der Wille mit anderen eng zusammenarbeiten zu wollen.“

Gerade im Finanzumfeld wird es künftig neue Berufsgruppen mit neuen Karriereperspektiven geben. Einen klassischen Controller wird es dann so nicht mehr geben?

Dirk Stader: „Definitiv. Vielmehr wird der klassische Controller künftig eine Key-User-Funktion für beispielsweise SAP oder Microsoft Dynamics mitbringen müssen, um die erhobenen Daten sinnvoll nutzen zu können. Ich denke, dass vor allem Wirtschaftsphysiker für Positionen im Finanzanalysebereich die besten Zukunftsperspektiven haben werden. Ich habe schon Unternehmen getroffen, die ganz bewusst Astrophysiker eingestellt haben, um große Massendaten zu verarbeiten. Wenn man darüber nachdenkt, ist das nicht weit hergeholt, da ein Astrophysiker in der Tat nichts anderes macht, als Massendaten zu verarbeiten. Solche Profile und solche Fähigkeiten werden immer gefragter.“

Herr Stader, vielen Dank für Ihre Einschätzung und das tolle Interview. 

 

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