Digitalisierung im spezialisierten Dienstleistungsbereich

Durch das erste Experteninterview mit dem neuen CFO der Group M Germany Dirk Stader, hat Maximilian Niesing, Teamleiter Huxley NRW, sehr interessante Einblicke in den digitalen Wandel im Finanzbereich gewinnen können. Aber wie sieht ein Digitalisierungsprozess in einer spezialisierten Dienstleistungsbranche in einem „Low Margin Business“ genau aus?

Um diese Frage zu beantworten, hat sich Maximilian Niesing mit Dr. Heiko Kroll, CFO und Vorstandsmitglied der Securitas Holding GmbH und Fachexperte auf dem Gebiet der Digitalisierung in einem spezifischen Dienstleistungsunternehmen, unterhalten.

Herr Kroll, normalerweise verbindet man den Begriff Digitalisierung in Zusammenhang mit der Industriebranche. Wie kann man sich eine Digitalisierungsstrategie im spezialisierten Dienstleistungsgeschäft vorstellen?

Dr. Heiko Kroll: „Natürlich ist die Ausrichtung der Digitalisierung im spezialisierten Dienstleistungsgeschäft nicht mit der Digitalisierung aus der Industrie vergleichbar. Der größte Teil des Geschäfts wird mit klassischer Personaldienstleistung, also dem Bereitstellen von Sicherheitspersonal generiert. Der andere Teil mit „Electronic Security“, beispielsweise durch Kameras oder Schrankensysteme, die von unseren deutschlandweit mehr als 21.500 und global mehr als 370.000 Mitarbeitern, betreut werden.

Für den Bereich der „Electronic Security“, können Sie sich folgenden Vorteil durch Digitalisierung vorstellen: In einem Wohn- oder Geschäftsgebiet wird regelmäßig an Wochenenden, in der Zeit von Samstag 22:00 bis Sonntag 03:00 Uhr, eingebrochen. Durch Erhebung und Auswertung dieser Daten, beipsielsweise durch Kamera- und Alarmsysteme, haben wir die Möglichkeit abzuleiten, dass Einbrüche in der darauffolgenden Woche zur selben Zeit am selben Ort erneut stattfinden. Um diese Gefahr zu unterbinden, können wir präventive Maßnahmen einleiten, wie beispielsweise Mitarbeiter vor Ort Streife fahren zu lassen.“

Auf welcher Ebene wollen Sie die Digitalisierung bei Securitas vorantreiben?

Dr. Heiko Kroll: „Wir haben eine globale Digitalisierungsstrategie. Auf unsere Holding in Deutschland bezogen, bedeutet dies, eine Vernetzung der Systeme aller unserer Gesellschaften. Hierbei führen wir zum 01.01.2020 ein zentrales ERP-System ein, mit dem Ziel, Prozesse zu vereinheitlichen und eine einheitliche Datenquelle zu nutzen.  Wir starten zunächst mit den administrativen Bereichen, bevor wir Schnittstellen zu unseren operativen Systemen einrichten. Damit haben wir eine moderne Systemlandschaft für interne Prozesse und können darauf aufbauend auch unseren Kunden zukunftweisende Lösungen in der elektronischen Sicherheitstechnik anbieten.“

Welche zeitlichen Meilensteine haben Sie sich gesetzt?

Dr. Heiko Kroll: „Es ist schwierig einen genauen Zeitrahmen zu beziffern. Wir haben einen Masterplan erstellt und diesen in unterschiedliche „Sprints“ eingeteilt. Diese Sprints arbeiten wir sukzessive ab. Der erste Meilenstein, unterteilt in mehreren Sprints, ist zunächst die Ablösung der Buchhaltung. Es werden künftig keine Papierrechnungen mehr geben, da alle Ein-/ Ausgangsrechnungen automatisiert in unser zentrales System aufgenommen werden. Darauf folgt eine Harmonisierung mit unserer HR Software und anschließend werden wir unsere Planungssysteme implementieren. Bei zukünftigen Unternehmenszukäufen werden wir logischerweise eine Integration in unsere Systemwelt nachziehen müssen. Wie Sie sehen, befinden wir uns in einem agilen Anpassungsprozess, der stetig voranschreitet.“

Welche Schritte in Bezug auf das Personalwesen müssen eingeleitet werden, um die Digitalisierungsstrategie voranzutreiben?

Heiko Kroll: „Zunächst einmal ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter versteht, dass wir uns in einem digitalen Wandel befinden. Hier ist es wichtig, sehr transparent die einzelnen Schritte der Digitalisierung in Verbindung mit einem guten Changemanagement zu kommunizieren. Wir haben eine eigene IT-Gesellschaft, die unser europäisches Geschäft betreut. Natürlich benötigen wir spezialisierte Fachkräfte, um große Datenmengen zu analysieren und zielgerichtet nutzen zu können. Trotz Digitalisierung werden wir jedoch weiterhin ein Personaldienstleister bleiben. Die Mitarbeiter bekommen lediglich technische Hilfsmittel an die Hand, um ihre täglichen Aufgaben effizienter zu erfüllen.“

Welchen Ratschlag können Sie anderen Unternehmen in spezifischen Dienstleistungsbranchen geben?

Heiko Kroll: „Zunächst muss eine gesunde IT-Architektur als Basis geschaffen werden und das Management vollumfänglich hinter der Digitalisierungsstrategie stehen. Darüber hinaus müssen kulturelle Aspekte des Unternehmens im Rahmen eines Changemanagement-Programms berücksichtigt werden. Digitalisierung muss mit den Unternehmenszielen übereinstimmen. Ein großer Fehler ist es, Digitalisierung im Unternehmen zu implementieren, nur weil es gerade modern ist. Die Kernfrage: „Was sind die Vorteile der Digitalisierung?“ sollte sich jeder stellen.“

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